Gersfeld im
Frühling 2013. Es soll die spektakulärste Hochzeit Hessens werden: Die
Vorbereitungen zur ersten Trausaison im Radom auf der Wasserkuppe in
diesem Sommer laufen auf Hochtouren. Ab jetzt können sich Brautpaare um
ihren schönsten Tag im Leben auf dem Radom bewerben.
Der Magistrat der Stadt Gersfeld hat das Radom
seit Jahresbeginn zur Außenstelle seines Standesamtes gemacht.
Die Stadt Gersfeld, die Wirtschaftsförderung des Landkreises Fulda und
der gemeinnützige Radombetreiber vermarkten Hochzeiten unter dem Slogan
„Gipfel der Liebe – himmlisch heiraten auf 950 Meter“. Zum Auftakt des
Angebots halten die Initiatoren ein außergewöhnliches Angebot bereit:
Ein ausgesuchtes Paar, das sich im Radom standesamtlich trauen lässt,
bekommt eine Event-Hochzeit fast frei Haus.
Der Termin steht: Am 7. September soll diese Trauung über die Bühne
gehen. Das Brautpaar traut sich dann nicht nur vor den Altar, sondern
auch in die Öffentlichkeit. „Wir suchen ein medienaffines Paar“, sagt
Pia Groß, Vorsitzende der gemeinnützigen Radomflug-Gesellschaft, denn
diese Trauung am geschichtsträchtigen und zugleich höchsten Ort in
Hessen verspreche eine besondere Öffentlichkeitswirkung zu entwickeln.
„Schon auf den Kampagnenstart haben wir unglaublich viele Rückmeldungen
erhalten“, sagt sie. Zudem soll das Paar „Liebes-Botschafter der Region
und der Kampagne sein und auf Messen und Veranstaltungen für den
„Gipfel der Liebe“ werben.
Das Paar selbst sollte ebenso ungewöhnlich sein wie der Ort: Gesucht
werde weniger das klassische Hochzeitspärchen mit Glitzer und weißem
Kleid, sondern jene mit Geschichte(n): Als Beispiele nennt Groß
Ost-West-Pärchen, gleichgeschlechtliche Paare, und Paare mit
„Grenzerfahrung“. Denn diese passten zu der Geschichte des Radoms: Als
Kulturdenkmal gilt es als Symbol des Kalten Krieges, steht für die
Teilung Deutschlands, zweier Weltmächte und ideologischer Blöcke, für
Überwachung, Abschottung und Militarisierung. „Was früher teilte, soll
heute einen, wo sich früher abgeschottet wurde, soll heute Zweisamkeit
entstehen“, sagt Groß. Angesprochen sind außerdem Paare mit einem
spannenden Profil, ereignisreichem Lebenslauf und spannenden oder
lustigen Geschichten, etwa über den Hochzeitsantrag – falls noch nicht
geschehen –, ihrer Liebe, ihres Lebens und warum sie selbst denken,
dass sie die ideale Besetzung für die Trauung auf dem Hessens höchstem
Gipfel sind. Aber auch Paare, die im übertragenen Sinne hoch
hinauswollen, sind auf der Wasserkuppe richtig, denn hier ist der
Geburtsort des Segelflugs, heute erweiteret um Drachenflieger und
Paraglider, ergänzt Gersfelds Bürgermeister Peter Wolff. "Auch diese
historische Entwicklung, die sich lange vor der deutschen Teilung
etablierte, wollen wir lebendig halten", so Wolff.
Wer sich als ideales Radom-Paar sieht und diese Bedingungen akzeptiert,
der wird im Falle des Zuschlags reich belohnt. Das Brautpaar werde „von
zahlreichen Unternehmen gesponsert“: Unter anderem werde die Braut von
Fulda oder einem anderen Flugplatz in den „siebten Himmel“ auf die
Wasserkuppe geflogen, von dort wird das Brautpaar in einem
Mercedes-Benz zur Trauung chauffiert und sie können anschließend damit
Touren drehen. Es wird zudem eigens eine Hochzeitsmusik für das Radom
komponiert, die am 7. September uraufgeführt wird. Hinzu kommen weiße
Tauben, ein Banner „Just married“ an einem Flugzeug, Fotograf und
Filmteam, das Abendmenue, die Blumenarrangangements in Radom und
Kuppel, Gutscheine, um sich in Hessens höchstem Kletterwald auf der
Wasserkuppe durchs Leben zu hangeln und für Ökostrom. Bis zur Trauung
hofft Hauptorganisatorin Pia Groß auf weitere Unterstützer, etwa um
Braut und Bräutigam mit Kleid, Robe und Ringen auszustatten, zu
frisieren und mit Ton und Beleuchtung ins rechte Licht zu rücken. Der
Hauptsponsor wird die Außenfassade der Radom-Kuppel ein Jahr lang als
Werbepartner nutzen können.
Wer sich mit dem Gedanken an ein Ja-Wort – inklusivem mehrfachen Echo
in der Kuppel – in 950 Metern Höhe anfreunden kann, die Öffentlichkeit
jedoch nicht scheut, kann sich von heute an bis zum 1. Mai bewerben:
Bei der Radom gGmbH, Postfach 1711, 36037 Fulda, Stichwort. Himmlisch
heiraten– oder direkt im Internet unter www.gipfel-der-liebe.de. Auf
der Homepage der Kampagne ist ein Fragebogen hinterlegt und dort gibt
es weitere Informationen. Zudem sollte die Bewerbung originell und
ausgefallen sein. Eine Jury trifft die Auswahl und wählt die
originellste Bewerbung aus. "Abgesehen von diesem Event rufe ich aber
alle Heiratswilligen ein, die vielleicht nicht so medienaffin sind,
auch ganz klassisch mit Freunden und Familien an jedem anderen Tag im
Jahr auf dem Radom zu heiraten, wenn sie das Besondere suchen. Das
Radom als überragende Landmarke, als architektonisches Juwel und als
Symbol einer überwundenen Teilung ist immer ein exquisiter Ort", so
Gersfelds Bürgermeister Peter Wolff. Diese Heiratswünsche sind dann
direkt beim Standesamt Gersfeld (Rhön) - Ebersburg in Gersfeld
anzumelden, so der Bürgermeister. Doch alle anderen können sich über
die Internetadresse www.gipfel-der-liebe.de
bewerben.